12. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Evangelium nach Lukas (9,18-24)

 

„Wer bin ich für dich?“ Das ist eine schwierige Frage. Oft ist es so, dass wir gerade von dem Menschen, den wir gerne haben, am wenigsten aussagen können, wie er ist. Wir wissen viel über ihn, aber der Fragende will nicht erfahren, was wir über ihn wissen. Die Frage geht viel tiefer: „Was bedeute ich dir?“

 

Gerade das fragt Jesus Sie und mich. Ich will nicht wissen, was man so alles über mich sagt, wie bei einer Umfrage. Es geht nicht darum, dass du eine Antwort gibst, die du schon irgendwo einmal gehört hast. Es ist ja leicht, zu sagen: „Du bist ein Vorbild. Du bist ein Friedensstifter, Menschenfreund, Heiler, Sohn Gottes.“ Diese Antworten kommen aus der Tradition. Du hast sie mit deinem Verstand übernommen. Aber kommen sie auch aus deinem Herzen? Sind sie vom Kopf ins Herz gegangen?

 

„Was bedeute ich dir?“ Welchen Platz habe ich in deinem Leben, in deinem Herzen? Bin ich dir so wichtig, dass du dich wirklich grundsätzlich für mich, meinen Lebensweg, meine Lebensideale entschieden hast?

 

„An Jesus glauben“ heißt, mein Leben von ihm bestimmen lassen, mich von ihm tiefgreifend verwandeln lassen, ohne die eigene Identität zu verlieren. Ich muss meine ganz persönliche Antwort an Jesus finden, dieser nicht ausweichen. „Jesus, wer bist du für mich? Was bedeutest du für mein Leben? Wie lebe ich meine Beziehung zu dir?“

 

Warum ist Jesus mir so wichtig, dass ich zu ihm, zu seiner Bewegung gehören will, Christ sein will? Ich glaube, da gibt es zwei grundsätzliche Beweggründe. Erstens: Jesus ist für uns die „Tür zu Gott“. Viele Menschen glauben an einen Gott. Aber, welche Vorstellungen haben sie von ihm? Woher kommen ihre Vorstellungen? Wie steht dieser Gott zu uns, Menschen? Muss ich ihn fürchten, Angst vor ihm haben? Als Christ, als Anhänger von Jesus Christus glaube ich an den Gott, mit dem Jesus Christus uns bekannt gemacht hat. „Wer mich sieht, sieht den Vater“, sagt Jesus im Johannesevangelium. Wer mit mir vertraut ist, kann an meiner Lebensweise, meinem Denken und Handeln ablesen, wer Gott ist. Er ist der unvorstellbar große Schöpfer von Himmel und Erde, der dich - kleinen Erdenwurm - trotzdem mag und bei dem du dich geborgen fühlen kannst. So befreit Jesus uns von unseren tiefsten Lebensängsten, von unserer Existenzangst. Wir können deswegen mit einem inneren Frieden leben, voll Vertrauen.

 

Der zweite Grund, warum Jesus mir so wichtig ist: Er gibt mir Orientierung für mein Leben hier und jetzt. Er ist mir Lebenshilfe. Gegen alle möglichen Weltanschauungen und Lebensphilosophien hat Jesus deutlich gemacht: Unser menschliches Leben kann nur gelingen, wenn es auf Liebe gebaut ist. Das ist der einzige Weg, der die Menschen vom Untergang retten kann. Jesus ist da aber kein romantischer Schwärmer und Träumer. Ganz realistisch fügt er hinzu: Wenn du dich für diesen Lebensweg entscheidest, dann musst du - ja sogar täglich - mit vielen Kreuzen rechnen, mit vielen Widerständen, Enttäuschungen und Tiefen. Das musst du in Kauf nehmen. Aber nur so wirst du zu deiner letzten und endgültigen Lebenserfüllung finden. Wie weit das gehen kann, hat Jesus selbst vorgelebt. Trotzdem hat nicht das Kreuz, sondern Gott das letzte Wort gehabt.

 

Das ist die Bedeutung von Jesus für uns. Es geht um das Gelingen unseres Lebens hier und jetzt, und um den letzten Sinn unseres Lebens. Da hilft mir Jesus, darum ist er mir wichtig, deswegen hat er eine so große und wichtige Bedeutung für mich. Ich glaube an ihn, an seine Lebensweise, an seine Worte, an seine Versprechungen. Er gibt mir den letzten Halt in meinem Leben.

 

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